Jüdisches Leben konnte sich auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachhaltig etablieren. In den esterházyschen „Siebengemeinden“ (hebräisch: Scheva Kehillot) im heutigen Nord- und Mittelburgenland sowie in den batthyányschen Gemeinden Stadtschlaining, Rechnitz und Güssing im Süden konnten Jüdinnen und Juden ihre Religion, ihre Traditionen und ihre Kultur unangefochtener leben als anderswo.
Der nach dem Scheitern der Räterepublik im Jahr 1920 unter Admiral Miklós Horthy in Ungarn offen zu Tage tretende Antisemitismus bewog viele Jüdinnen und Juden dazu, den „Anschluss“ Deutschwestungarns an die neuentstandene Republik Österreich gutzuheißen. Schon im Mai 1922 fand die Gründungsversammlung des „Verbandes der autonomen orthodoxen israelitischen Kultusgemeinden des Burgenlandes“ statt, dem bis 1924 alle Kultusgemeinden beitraten.
Aus der Zwischenkriegszeit sind auch Theateraufführungen burgenländischer Jüdinnen und Juden belegt. Im März 1925 führten laut der „Eisenstädter Zeitung“ jüdische Amateurschauspieler:innen im – damals erst seit einem Jahr bestehenden – Haydn-Kino „anlässlich des Purims anstatt des hergebrachten Balles“ das Lustspiel „Präsident Stopper“ von Gustav Beer und Armin Friedmann auf. In einer weiteren der früheren esterházyschen „Siebengemeinden“, in Lackenbach, spielten ebenfalls im März 1925 Mitglieder des Israelitischen Wohltätigkeitsverein die Komödie „Der Pantoffelheld“ und den Bauernschwank „Der neugierige Schustermeister“, wobei sich das Publikum „ohne Unterschied der Konfession großartig unterhielt“, wie in der „Burgenländischen Freiheit“ zu lesen war. Aus dem Februar 1927 ist eine Aufführung des Balletts „Die Puppenfee“ durch die jüdische Schuljugend in Eisenstadt bekannt.
Möglicherweise fanden auch nach dem Frühjahr 1927 Theateraufführungen jüdischer Vereinigungen statt. Hinweise in den Zeitungen finden sich allerdings keine mehr. Im Burgenland brachte bereits der „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 das endgültige Aus für jüdisches Leben. Dreihundert Jahre kontinuierlicher jüdischer Geschichte gingen hier schneller und radikaler zu Ende als im übrigen Österreich.
Das Haydnkino in Eisenstadt war auch Spielstätte für Aufführungen jüdischer Amateurtheatergruppen. (Foto: Walter Märk/Georg Kugler)