„Einerseits hat es so etwas Verspieltes und wirkt so einfach, aber im Endeffekt ist es eine spannende Arbeit, Figuren lebendig zu machen, ihnen eine Rolle und einen Charakter zu geben sowie ihre Bewegungsmöglichkeiten aufzuspüren.“ Karin Schäfer über eine Gattung der darstellenden Kunst, dem Figurentheater, das sie zu ihrer Profession gemacht hat.
So wie Generationen von Kindern ist auch die Künstlerin mit dem Kasperl, einer Handpuppe, die im ORF-Fernsehen bereits seit September 1957 auftritt, aufgewachsen, in Wien und in Neusiedl am See. Figurentheater aber ist vielfältiger als das bekannte Puppenspiel, es hat eine lange Tradition, wird weltweit gespielt und kennt auch in den Themen, die be- und verhandelt werden, keine Grenzen.
Peter Hauptmann und Karin Schäfer, das Leading Team des Figurentheaterfestivals in Neusiedl am See (Foto: Karin Schäfer)
Ausstellung von „Theaterköpfen“ der Kompanie „Electric Circus“ beim Festival 2022 (Foto: Karin Schäfer)
Ihre Ausbildung genoss Karin Schäfer am „Institut del Teatro de Barcelona“ und arbeitete bereits in Spanien als Figurentheater-Künstlerin. 1993, nach sieben Jahren, kehrten sie und ihr Lebenspartner, der Kulturmanager Peter Hauptmann, nach Österreich zurück, gründeten das „Karin Schäfer Figurentheater“ und kreierten Stücke zunächst in kleinen Formaten wie Szenen mit selbstentworfenen und -gebauten Marionetten bis hin zu abendfüllenden Inszenierungen mit Orchestern, in denen Musik, Figuren, Tanz, Videos und Projektionen sowie Licht und Schatten zu einem Gesamterlebnis zusammenfließen. Als „visuelles Theater“, das (beinahe) ohne Sprache auskommt, international verständlich und fassbar, waren Karin Schäfer, Peter Hauptmann, ihr Team und ihre Produktionen in bisher 45 Ländern der Erde zu Gast.
2003, zehn Jahre nach seiner Rückkehr aus Spanien nach Österreich, gründete das Paar das internationale Figurentheaterfestival PannOpticum, das alle zwei Jahre in Neusiedl am See stattfindet und zu dem die beiden ihrerseits herausragende Produktionen des Figurentheaters aus aller Welt einladen. Die bereits zehnte Ausgabe des Festivals wird von 29. August bis 1. September 2024 im Haus im Puls stattfinden.
PannOpticum hat indes dazu beitragen, dass Menschen im Zusammenhang mit Puppenspiel nicht nur das Bild des Kasperls im Kopf haben und damit Aufführungen ausschließlich für Kinder verbinden, sondern dass immer mehr auch den Begriff Figurentheater kennen und erleben, „wie viele Nuancen und Schattierungen des Theaterausdrucks es auch für Erwachsene geben kann und sich davon positiv überraschen lassen.“
Szene aus „Die Soubretten“ nach Jean Genet 2022 (Foto: Bernd Seydel)
Pannopticum lädt auch zum Mitmachen (Foto aus 2022: Julia Kaprowski)